Skip to main content

-

current

Anzeige


Ein Hochhaus soll das Talgutzentrum retten

Die Generalüberholung des «überdimensionierten» Einkaufzentrums rückt näher. Sehr zur Freude des Gemeindepräsidenten.

| Léonie Hagen | Wirtschaft
Im Ittiger Talgut soll ein neues, belebteres Zentrum entstehen. Foto: zvg
Im Ittiger Talgut soll ein neues, belebteres Zentrum entstehen. Foto: zvg

Das Talgutzentrum in Ittigen ist ein ­Ärgernis. Mit seinen zunehmend leeren Flächen gilt es in der Gemeinde als unattraktiv, verlassen – und als Sinnbild für das Ladensterben. Und doch sieht Ittigens Gemeindepräsident Marco Rupp in der Zunahme der Leerstände ein gutes Zeichen. Denn: «Es deutet an, dass es nun endlich vorwärts geht.»

Der Gebäudekomplex im 70er-Jahre-Look soll rundum erneuert und umstrukturiert werden: Die Gebäude im Ostteil sollen abgerissen und durch ein 50-Meter-Hochhaus und ein weiteres Gebäude ersetzt werden. In diesen beiden Gebäuden sollen nicht nur 150 Wohnungen Platz finden, sondern auch sämtliches Gewerbe im Zentrum. Auch soziale Einrichtungen wie etwa die Spitex oder die Gemeindebibliothek sollen darin Platz finden. Ein Baugesuch soll in den nächsten Monaten eingehen. 

Schwieriger ist die Situation im Westteil des Zentrums. Die Gemeinde wünscht sich auch hier eine Wohnnutzung. Doch weil angrenzend mehrere Wohnbauten stehen, lässt sich nicht in die Höhe bauen. Gleichzeitig sind die bestehenden Verkaufsflächen räumlich so tief, dass eine Umwandlung in Wohnfläche nur mit grösseren Eingriffen möglich wäre. Seraina Invest, die Investorin, rechnet frühestens 2028 mit einem Baustart. 

Von Anfang an ein Problemkind

Und doch scheint eine lange Leidensgeschichte langsam ein Ende zu nehmen. Denn so richtig funktioniert hat das Talgutzentrum nie. Es sei schon
bei seiner Eröffnung im Oktober 1981 «überdimensioniert» gewesen, sagt Rupp. Damals sei man von einem grossen Wachstum im Norden von Bern ausgegangen und habe damit gerechnet, dass das Talgut zum Zentrum für die Region werde. Doch kurz nach der Eröffnung des Talgutzentrums gingen mit dem Shoppyland in Schönbühl und später mit dem Wankdorf Center zwei weitere grosse Einkaufszentren auf. «Es hat schlicht zu viel Detailhandel in der Region», sagt Rupp. 

Vor sieben Jahren begann die Gemeinde deshalb mit Analysen, wie das Talgut zu retten wäre. Das Ergebnis: Durch Aufwertung und innere Verdichtung. Ein entsprechender Architekturwettbewerb wurde 2019 durchgeführt und 2020 ausgewertet. Die Planungsgrundlagen für das Projekt im Talgutzentrum Ost sind seit Ende 2022 rechtskräftig.

Dass es trotzdem noch kein Baugesuch gibt, hat unter anderem mit der Eigentümerstruktur zu tun. So war das ­gesamte Zentrum auf 40 Grundeigentümer zerstückelt. Um den Neubau umzusetzen, musste die Seraina Invest zuerst mit jedem einzelnen davon eine Lösung finden. Nun gehen diese Verhandlungen zu Ende. Wer gekündigt hat, verlässt langsam das Zentrum – mit ein Grund für die zunehmenden Leerstände.

Nachfrage wäre da

Rupp zeigt sich aber überzeugt, dass das Talgutzentrum in seiner neuen Form einen Mehrwert bietet. So hätten Befragungen bei Bevölkerung und Gewerbe gezeigt, dass es als Einkaufszentrum durchaus gefragt sei; aber anders. Statt des grossen Wochenendeinkaufs komme die Kundschaft mehrmals pro Woche nach dem Feierabend vorbei. Anstelle eines grossen Zentrums brauche es daher mittlere Verkaufsflächen und einen Fokus auf Frisch- und Convenience-Produkte. «Klein, aber fein», so das Motto der Gemeinde. Mit dieser Neuausrichtung soll das Talgut wieder zum belebten Zentrum werden, das es hätte sein sollen. Für die Ortsansässigen – und durch die direkte Anbindung an den Bahnhof künftig vielleicht auch für ein paar Auswärtige.


Ihre Meinung interessiert uns!


Verwandte Artikel


Neue Investorin für das Viererfeld

Die Pensionskasse der Technischen Verbände (PTV) steigt anstelle der BEKB als Investorin auf dem Berner Viererfeld ein. Aktuell ist ein Baustart für spätestens 2028 vorgesehen.

Seit zehn Jahren in der Grauzone geduldet

Im Köniztäli wird in der Landwirtschaftszone Grüngut verwertet und kompostiert, obwohl das nicht zonenkonform ist und keine gültigen Baubewilligungen vorliegen. Dieser Zustand wird von Kanton und Gemeinde seit zehn ­Jahren geduldet. Nun ist eine Lösung in Sicht.

Zufrieden aber kritisch

Die Ittiger Bevölkerung ist leicht kritischer als auch schon. Der Gemeindepräsident sieht Gründe dafür in der Weltlage und beim Streit im Gemeinderat.