Skip to main content

-

current

Anzeige


BEA

«Bei uns spricht der Hipster mit dem Emmentaler Bauernsohn»

Kommenden Freitag geht die BEA in die nächste Runde. Bernexpo-CEO Tom Winter im Gespräch über zufällige Begegnungen, Digitalisierung und Büsis. 

| Léonie Hagen | Wirtschaft
Bernexpo-CEO Tom Winter freut sich auf die BEA. Foto: Léonie Hagen
Bernexpo-CEO Tom Winter freut sich auf die BEA. Foto: Léonie Hagen

Die BEA steht bevor, und mit ihr viele Streicheleinheiten in den Aussenbereichen. Welches Tier streicheln Sie am liebsten? 

Ui, wahrscheinlich Büsis im Bereich «Heimtier», aber das ist etwas langweilig. An der BEA wären es die Pferde, am liebsten hier, so (kratzt sich am Unterkiefer und lacht). 

Pferde erhalten an der diesjährigen BEA wieder einen Ehrenplatz. Warum? 

Uns verbindet mit dem Nationalen Pferdezentrum, gleich auf der anderen Strassenseite, eine lange Tradition und Partnerschaft. Die PFERD hat für die BEA seit 35 Jahren einen besonderen Stellenwert und findet parallel statt. Das sieht und spürt man auch, wenn man über das Gelände schlendert. In diesem Jahr begrüssen wir zudem die Weltmeisterschaft im Voltigieren in Bern, das macht sie umso spezieller.  

Tiere streicheln: Das passt gut in das Bild, das man von der BEA hat, obwohl Sie ja eigentlich das ganze Spektrum der Berner Wirtschaft und Gesellschaft abdecken wollen. Tun Sie das? 

Natürlich! Nur die Tiere herauszupicken, greift zu kurz. Die Landwirtschaft prägt natürlich unser Areal stark. Aber man trifft bei uns von ­Detailhandel über Bau und Natur­kosmetik bis Wohnen die ganze Breite an. Daneben gibt es auch unsere Partymeile, die Jung und Alt anzieht. Und mit den Sonderausstellungen «Netto-Null 2050» oder dem «CityLab» decken wir auch Nachhaltigkeitsfragen gut ab. Ich denke schon, dass wir mit der BEA allen Facetten gerecht werden. 

Obwohl sich gewisse Wider­sprüche auftun. Neben «Netto-Null 2050» haben auch die Berner Garagen eine Sonderausstellung erhalten ... 

… die sich genauso mit Elektromobilität beschäftigen. Aber was die BEA auszeichnet, ist gerade, dass diese Welten nebeneinander stehen, aufeinander prallen können und dürfen. Wenn sich an der BEA ein Hipster mit einem Landwirt über die artgerechte Haltung von Zwerghühnern unterhält, wenn Stadt auf Land trifft, dann macht uns das glücklich.

Das Messeformat hat mit der Pandemie deutlich gelitten. Im Fall der BEA scheint es aber zu funktionieren: Sie sind für die kommenden Wochen praktisch ausgebucht. Warum zieht die BEA noch? 

Ich habe über 14 Jahre lang in der Telekommunikation gearbeitet, bin von Haus aus Digitalisierer und hätte vor einem Jahrzehnt wohl auch andere Prognosen erstellt. Die letzten Jahre haben für die Digitalisierung verschiedener Formate beschleunigend gewirkt. Gleichzeitig haben sie uns aber hart aufgezeigt, wo wir mit digitalen Formaten an unsere Grenzen stossen. An einem physischen Event entsteht eine Begegnungsqualität, da gibt es eine ­gewisse Spontanität, die sich nicht linear reproduzieren lässt. Da sind wir als Organisatorin auch Akteurin, aber vor allem Zuschauerin und bieten lediglich die Plattform. Offensichtlich gibt es für diese Formate eine Nachfrage. So verzeichnen wir an vielen unserer Messen in diesem Jahr absolute Rekordwerte, nicht nur an der BEA. 

Und doch: Andere Messen wie die Züspa gibt es nicht mehr. 

Dort, wo die Tradition abgeschnitten oder unterbrochen wurde, ist es schwer, wieder anzuknüpfen. So eindeutig erklären lässt sich das nicht. Die Leute könnten ja auch andernorts ein Bier trinken oder anderswohin einen Ausflug machen. Ich glaube, die BEA ist ein Ökosystem, das wir anbieten. Innerhalb davon gibt es laufend Themenbereiche, die wachsen oder schrumpfen. 

In dieser Hinsicht gilt die BEA auch ein Stück weit als Grad­messer für die Berner Wirtschaft. Welche Bereiche wachsen in diesem Jahr besonders? 

Gesamtwirtschaftlich fehlen natürlich gewisse Sektoren wie die Maschinen- und Elektroindustrie oder die Pharmabranche, die für die Berner Wirtschaft wichtig sind. Insgesamt können wir aber sagen, dass wir auf Seite der Ausstellenden faktisch ausverkauft sind. Es ist die erfolgreichste BEA der jüngeren Vergangenheit. Das weist auf eine Erholung der Wirtschaft hin – auch wenn solche Aussagen mit Blick auf die aktuelle Welt- und Wirtschaftslage natürlich mit Vorsicht zu geniessen sind. 

Branchenübergreifend scheint es im letzten Jahr vor allem ein Thema gegeben zu haben: Künstliche Intelligenz. Wie bilden Sie diese an der BEA ab? 

Das ist nicht primär ein BEA-Thema, wir treffen sie eher im Hintergrund an. Aber im CityLab stellen sich mit Blick auf die Stadt der Zukunft durchaus Fragen zu künstlicher Intelligenz, genauso in der Sonderschau «Netto-Null 2050». Auch die Agrar- und Landwirtschaft trägt direkt und indirekt Themen wie «Smart Farming» an die Messe. Gerade für Bern als grössten Agrarkanton spielt die Technologie so eine wichtige Rolle. Das Amt für Landwirtschaft und Natur (LANAT) präsentiert auch dieses Jahr mehrere Leuchtturmprojekte dazu. 

Was ist in diesem Jahr sonst noch anders an der BEA? 

Einerseits die genannten Sonderschauen, mit denen wir versuchen, Aktualitäten abzudecken. Letztes Jahr hatten wir auch erstmals Kleintiere dabei, die kommen dieses Jahr wieder. Auch das «Grüne Zentrum» entwickelt sich laufend weiter. Damit reagieren wir auf Trends, ohne verkrampft innovativ wirken zu wollen. Dafür haben wir andere For­mate im Portfolio von Bernexpo. 

Worauf freuen Sie sich, wenn die BEA nächste Woche beginnt? 

Auf die BEA als Gesamtphänomen! Dieses breite Spektrum, das Bunte und Vielfältige, diese zehn Tage Leben, die wir hier begrüssen dürfen. Es ist immer wieder beeindruckend – auch, was es mit uns als Firma macht. Hinter jeder unserer jährlich 30 Messen und 300 Veranstaltungen stehen immer viele Mitarbeitende und Partner. Aber die BEA ist eine andere Liga. Da gibt es so viel kollektives, nicht festgeschriebenes Wissen, so viel Herzblut, dass ich sorglos loslassen und den Anlass in die Hände unserer Leute geben kann. Dafür bin ich allen Beteiligten unendlich dankbar.


Ihre Meinung interessiert uns!


Verwandte Artikel


Zwischen den Hochhäusern kräht Hahn «Köbu»

Zwischen den Hochhäusern des Tscharnerguts in Bern-Bethlehem pflegt Markus Gatti einen kleinen Tiergarten. Wenn jemand reklamiert, weil Hahn «Köbu» zu laut kräht, kommt ­Gattis Lebensmotto zum Zug: «Me muess rede mitenand.»

«Märchenschloss» soll wieder zur Schule werden

Im Schulhaus Vechigen sollen ab diesem Sommer wieder Kinder unterrichtet werden. Am 21. April entscheidet das Stimmvolk über die Sanierung.

«Abgrenzungsversuche der GLP sind absurd»

Thomas Fuchs, der Präsident der SVP Stadt Bern, erklärt, wieso sich die Partei als Juniorpartner für die Mitte-rechts-Allianz zur Verfügung stellt. Und was JSVP-Präsident Nils Fiechter im Umgang mit Rechtsextremisten hätte besser machen können.