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Keine Wahrsagerei und Zukunftsvorhersage

Franca Ruggeri hat sich mit über 40 teilselbstständig als Handleserin gemacht. Ihre Faszination für Hände begleitet sie aber schon ein Leben lang.

| Linda Pfanner | Gesellschaft
Symbolbild: pixabay
Symbolbild: pixabay

In ihrer Wohnung in Hinterkappelen hat Franca Ruggeri ein Zimmer extra für ihre Handlesungen. Dreimal pro Woche empfängt sie dort ihre Kundschaft, die auf der Suche nach Orientierung im Leben sind. Die Handanalyse habe nichts mit Wahrsagerei oder Zukunftsvorhersage zu tun, sagt Ruggeri. Vielmehr ist es eine Analyse der Persönlichkeit im emotionalen, privaten und öffentlichen Bereich. Sie soll helfen, sich besser zu verstehen und anzunehmen. 

Die Handanalyse sei damit ein praktisches Werkzeug, um die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und sich dadurch von überflüssigen Vergleichen und Werten zu lösen. Die Hände liegen offen vor der Handleserin. Ruggeri betrachtet sie, fasst sie an, dreht sie um. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, von der Masse und Farbe der Hände bis zu den Linien, die unsere Hände durchziehen. 

Die Handform und die Hauptlinien der Handfläche, geben grundsätzliche Informationen über die Persönlichkeit. All das erzähle uns etwas über unseren Grundcharakter. Dabei ist zu beachten, dass sich die Hände während des Lebens auch ständig verändern. Linien können brechen oder komplett verschwinden. 

Die Fingerabdrücke, die schon fünf Monate vor der Geburt ausgebildet sind, bleiben für immer gleich. Diese widerspiegeln gemäss Ruggeri die «Seelenpsychologie», das heisst das, was man in das Leben mitgebracht hat, und bleiben unverändert. In der Handanalyse liege nun die Kunst darin, all diese Muster zu entschlüsseln, um das Verhalten und Prägungen besser verstehen zu können.

Weg zur Hand

Zum Handlesen kam Ruggeri erst spät. Mit über 40 hatte sie den ersten Kontakt mit der Handlesekunst, obwohl sie schon immer von Händen fasziniert war. Ruggeri befand sich damals in einer äusseren und inneren Veränderungsphase. Die Ausbildung am internationalen Institut für Handanalyse in Zürich, entzündete ihre Begeisterung. 

Das habe ihr gezeigt, dass es ja wirklich etwas gebe, mit dem man die Menschen über ihre Hände erfassen könne, erzählt sie. Seit der Ausbildung teilt Ruggeri ihr Wissen und begleitet, mit anderen Therapeuten zusammen, Menschen, die zur Selbstfindung neue und andere Wege gehen möchten. 

Heute ist Ruggeri als Handleserin teilselbstständig. Die Handanalyse war immer ihr zweites Standbein. Daneben ist sie in der Medizin tätig. Die letzten 14 Jahre hat sie bei einem Gastroenterologen gearbeitet. Auf der anderen Seite macht Ruggeri die Handanalysen. Ihre Kundschaft reicht von Kindern bis zu Pensionierten. Es kommen Jugendliche, die Hilfe bei der Berufsfindung brauchen, und Kunden, die neugierig sind über sich etwas zu erfahren. 

Fingerabdruck 

An den Fingerabdrücken sehe man die «Lebensschule». Diese sei wie ein Betriebssystem und zeige, in welcher Umgebung man am reibungslosesten seine Erfahrungen machen kann. Sie würden sowohl den Lebenszweck, das Potenzial, als auch die Hindernisse, die der Erfüllung dieses Lebenszwecks im Wege stehen enthüllen. Je bewusster man sich dieser Hindernisse ist, desto besser könne sie überwunden werden. Im Fussball wäre es das Fussballfeld, auf dem man den Lebensmatch spielt. 

Auch die Lebenslektion ist Ruggeri zufolge den Fingerabdrücken zu entnehmen. Dabei handelt es sich um die «Handbremse». «Das ist das Themen­gebiet, in dem bei uns allen etwas ins Wackeln kommt», sagt Ruggeri. Die Lebenslektion mache, dass man immer wieder in die gleichen Muster verfalle. Dadurch bremse sie die Entwicklung und verhindere, dass man im Jetzt ankomme: «Solange die Bremse im Unterbewusstsein lauert, geht damit viel Energie verloren.» Wenn man diesen Aspekt über sich kenne, sagt Ruggeri, könne man über den Willen Veränderung erzielen. Die Bremse sei dadurch nicht mehr das Gefängnis und der Feind, sondern eine Möglichkeit, den Lebenszweck oder seine Berufung zu erfahren.  

Handteller

Nach den Fingerabdrücken wendet sich Ruggeri wieder zum Handteller, der Handinnenfläche, und sucht nach Abhängigkeits- und Begabungszeichen. Ruggeri sucht in den Linien nach Muster. Die rechte Hand zeige die Aussenwelt und Arbeitswelt und die linke, wie man mit sich selbst unterwegs sei. 

Die Handinnenfläche besteht aus drei Hauptlinien. Die Herzlinie zeigt, was für einen Herzkontakt man führt, wie man Gefühle und Beziehungen lebt. Die Kopflinie verrät die Art des Denkens. Anders als oft angenommen zeigt die Lebenslinie nicht den Todeszeitpunkt, sondern wie verwurzelt man ist, in sich selbst, in der Familie und in der Welt, erklärt Ruggeri. Daneben gibt es noch viele andere Linien und Zeichen, die alle eine Bedeutung haben oder auf Begabungen und Talente hinweisen. 

Dabei sind nicht bei allen Menschen die beiden Hände identisch. Bei sehr unterschiedlichen Händen zeige man zum Beispiel gegen aussen etwas anderes, als man empfindet. Es sei wünschenswert, diese Welten zu balancieren. 

Entscheidende Merkmale 

Auch Handschmuck, Narben und Verletzungen können ein Hinweis auf eine Inbalance sein. Jeder Finger hat ein eigenes Thema. Mit einem Ring stärke man das entsprechende Thema des Fingers. 

Personen, die auf der Bühne stehen, hätten häufig einen Ring am rechten kleinen Finger. Dadurch werde das Thema der Kommunikation gegen aussen gestärkt. Der Zeigefinger dagegen stehe für die Thematik der Macht, Ohnmacht und des Vertrauens. «Der Papst mit seinem grossen Rubin am Zeigefinger will zeigen, wo es langgeht», sagt Ruggeri. 

Auch das weitverbreitete Nägelkauen ist Teil des Gesamtbildes. Selbstverletzungen dieser Art würden immer auf eine Aggression gegen sich selbst hinweisen. 

Zum Handleserinnendasein gehöre auch viel Menschenkenntnis. Ruggeri kann auch auf ihre Erfahrung zurückgreifen. Nicht alle sind gleich empfänglich für eine Handanalyse: «Ich habe nicht alle Fingerabdrücke meiner Familienmitglieder gesehen», sagt Ruggeri. Sie erlebe immer wieder Misstrauen gegenüber ihrer Tätigkeit.

Zusammenarbeit 

Therapeuten werden dagegen zunehmend empfänglicher für alternative Wege. Dabei wird Kundschaft direkt zu Ruggeri geschickt. Sie merke, dass immer mehr alle Möglichkeiten zugunsten der Klienten ausprobiert würden. Das könne Menschen schneller öffnen. «Man kommt nicht unbedingt nur, um Hilfe zu holen, sondern um die verschiedenen Merkmale festzustellen und mit diesen zu arbeiten», sagt Ruggeri, «es ist schön, wenn es nicht nur als Hokuspokus, sondern als eine Möglichkeit den Menschen und seine Eigenschaften besser verstehen zu wollen, angesehen wird.» 

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Franca Ruggeri. Foto: zvg


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