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Richtungswahl in Bremgarten

In Bremgarten wird am Sonntag gewählt. Kann das Mitte-rechts-Bündnis seine langjährige Mehrheit behalten? Die Linke schöpft leise Hoffnung, obwohl die grüne Welle vorbei scheint.

| Anina Bundi | Politik
Bremgarten bei Bern, Schweiz, Ansicht von Südosten
In Bremgarten wird am Sonntag gewählt.

In Bremgarten herrscht eine bürgerliche Mehrheit. Die FDP hat zwei Sitze, SVP und GLP je einen, die SP zwei und die Grünen seit dem Klimawahljahr 2019 ebenfalls einen. In verschiedenen Agglomerationsgemeinden fiel in den letzten Jahren die traditionelle bürgerliche Dominanz. Folgt Bremgarten am Sonntag diesem Trend?

Dafür spricht, dass die bürgerliche Mehrheit auf eher wackligen Füssen steht. So konnte die GLP ihren Sitz vor vier Jahren nur als Restmandat erhalten, also dank ihrer Listenverbindung mit SVP und FDP. Nimmt man zudem die nationalen Wahlen als Gradmesser, drohen der GLP Verluste. Ebenfalls keine Hilfe für die Bürgerlichen ist, dass die FDP mit nur einem Bisherigen ins Rennen geht.

Nichts ist beschlossen 

Doch auch der Grünen-Sitz ist noch keineswegs beschlossene Sache. Zwar kam er vor vier Jahren mit einem soliden Wähleranteil von 16,3 Prozent zustande. Bei den Nationalratswahlen vor wenigen Wochen verloren aber auch die Grünen deutlich, die nationalen Parlamente rückten nach rechts.

Dass die Lage in Bremgarten un­sicher ist, bestätigt auch eine Nachfrage bei den beiden stärksten Ortsparteien.

Die SP hofft auf die Rückeroberung des vor acht Jahren verlorenen dritten Sitzes und auf ein Kippen der Mehrheit auf rot-grün. «Wenn man die Bremgartner Resultate der Nationalratswahlen 2023 anschaut, könnte es reichen. Aber das Verhalten der Wählerinnen und Wähler ist nicht vorhersehbar», sagt Verena Niggli, SP-Co-Präsidentin ad interim. «Es wird sehr knapp.» 

Wichtig ist die Person 

Auch die FDP gibt sich vorsichtig zuversichtlich. Ihren dritten Sitz verlor sie vor vier Jahren nur um wenige Stimmen. «Es ist sehr schwierig vorherzusehen. Meine Prognose ist, dass sich die bürgerliche Mehrheit hält», sagt Parteipräsident Philip Michel, der selber auch kandidiert. Obwohl man in Bremgarten im Proporzsystem wähle, sei die Wahl sehr personenabhängig. Dass die FDP mit nur einem Bisherigen antritt, sieht er deshalb als «erheblichen Nachteil». «Bisherige sind immer bekannter. Aber ich habe das Gefühl, dass wir eine gute Liste haben mit Leuten, die schon in verschiedenen Rollen gezeigt haben, dass sie sich für Bremgarten engagieren und dass es ihnen ernst ist mit der Politik. Das Potenzial ist da.»

Lange Zeit hatte in der Berner Agglomerationsgemeinde eine recht stabile Zauberformel geherrscht: Drei Sitze für die FDP, drei Sitze für die SP und einen für die SVP. Mit dem Einzug der GLP auf Kosten der SP vor acht Jahren kam die Formel erstmals ins Wanken. Mit der Wahl von Baumberger ging die Pluralisierung weiter. Die beiden langjährig dominanten Parteien müssen die Macht nun teilen. Ob sich nun auch die Mehrheitsverhältnisse umkehren, wird sich zeigen.

Keine Konkurrenz für Schwab 

Keine Konkurrenz hat Gemeindepräsident Andreas Schwab (SP). Da die Gemeindeverfassung von Bremgarten keine stille Wahl kennt, muss er sich als einziger Kandidat allerdings trotzdem wählen lassen und das absolute Mehr erreichen.

Fast alle Bisherigen treten wieder an 

Von den bisherigen Gemeinderatsmitgliedern treten sechs von sieben wieder an: Andreas Schwab und Stefan Geiser (beide SP), Brigit Baumberger (Grüne), Thomas Stadler (GLP), Ursula Weber (SVP) und Stephan Flückiger (FDP). Pascale Keller (FDP) kann wegen der geltenden Amtszeitbeschränkung von zwölf Jahren nicht mehr kandidieren. (abu)


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