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Weintipp November: Edizione Cinque Autoctoni, Vino Rosso d’Italia, VdT

Dieser italienische Rotwein aus fünf verschiedenen Traubensorten weiss der breiten Masse zu gefallen, was an seinem leicht süsslichen Abgang und dem hohen Alkoholgehalt liegen könnte. 

| Hans Gurtner | Kultur
Hans Gurtner
Hans Gurtner

 



Edizione Cinque Autoctoni
Vino Rosso d’Italia, VdT
Fantini Farnese
Fr. 29.50 (kann aber oft mit 20% oder gar 40% Rabatt gekauft werden)

 

Opulenz pur

Einige meiner Kollegen, die sich selbst gerne als Weinkenner ausgeben, mögen diesen Süditaliener. Sie verstehen jeweils nicht, wenn ich einige Vorbehalte anbringe. Ganz klar vorweg: Die Geschmäcker sind unterschiedlich – was dir gefällt, muss mir nicht gefallen und umgekehrt. Das ist auch gut so. Wie langweilig wäre die (Wein-)Welt, wenn alle immer nur das Gleiche gut und schön und fein finden. Die in sozialen Medien verbreiteten Modetrends uniformieren schon zur Genüge.

Der Cinque Autoctoni ist ein perfekt gemachtes Kunstprodukt. Ein Jahrgang ist ihm bezüglich Traubenreife nicht zuzuordnen. Wohl aber weiss man, wann er assembliert worden ist. Wie es der Name sagt, besteht die Assemblage aus fünf italienischen Weinsorten, nämlich Malvasia nera, Montepulciano, Negroamaro, Primitivo, Sangiovese. Diese stammen aus den zwei südlichen Regionen Abruzzen und Apulien. Welche Trauben welchen Jahrgang haben und in welchem Verhältnis cuvetiert wird, erfährt man nicht. Dass der sehr üppige Most in amerikanischen und französischen Barriques ausgebaut wird, verleiht ihm seine abgerundete, fast barocke Opulenz. Offenbar werden jährlich über 500 000 Flaschen von diesem Cinque Autoctoni produziert. Das deutet auf eine hohe Automatisierung hin, sowohl im Rebberg (wenn es denn ein Berg ist) wie auch im Keller.

Der Wein ist modern vinifiziert und zweifellos gut gemacht. In der Beschreibung bei einem Grossverteiler lese ich: «tiefes Rubinrot, exzentrisches Bukett nach eingelegten Kirschen, Cassislikör, Holunderkonfitüre, Tabak, Vanille und Kaffee, am Gaumen eine Konzentration erster Güte, unglaublich viel Fruchtdruck, süsslich, ein opulenter Kraftprotz». Dem habe ich nichts beizufügen. Es gibt viele Leute, die solche Weine über alles mögen, vor allem wegen des leicht süsslichen Abgangs. Auch der dichte Körper und der hohe Alkoholgehalt (15% vol.) erfreuen sie. Die grosse Beliebtheit des Weins zeigen auch die vielen Bewertungen auf der App Vivino. Der Schnitt der fast 76 000 Bewertungen ergibt die sehr gute Note 4,3, was auf der in der Schweiz üblichen 20er-Skala fast 17,5 Punkte ergibt und für eine sehr hohe Weinqualität steht. Klar, auf Vivino kann jeder bewerten, entsprechend werden eher Vorlieben als Qualitätsmerkmale beurteilt. Für den Alltag ist das aber eine sehr brauchbare Indikation für Weinqualität. Auch der italienische Weinkritiker Luca Maroni, der sonst in Europa wenig bekannt ist, beurteilt den Cinque Autoctoni mit seiner Maximalnote von 99 Punkten, was natürlich für die Vermarktung sehr förderlich ist. Andere Weinkritiker sind bei 88 bis 92 Punkten, was immer noch für einen guten Wein steht. Keine Beurteilung liegt von Parker vor, da der Cinque Autoctoni kein DOC- resp. DOCG-Wein ist und die strengen staatlichen Qualitätsmerkmale nicht erfüllt (zwei Regionen, kein Jahrgang). Das beeinträchtigt die Vorliebe für den Wein in keiner Weise. Wer ihn mag, soll ihn geniessen.

Ich persönlich bevorzuge elegantere, feingliederige Weine – und wenn möglich einheimische Gewächse. Letzthin entdeckte ich aus der Waadtländer AOC-Region Orbe das Château Valeyres. Der Winzer Benjamin Morel macht wunderbare Weine.

 


Hans Gurtner
Dipl. Weinsommelier GastroSuisse

Weinberatungen und Lerndegustationen für Firmen und Gastronomie. Für Private bringt er Ordnung in den Weinkeller oder räumt diesen.

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