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Wenn der Geist zu trommeln beginnt

«Kokubu» ist ein japanisches Trommelensemble, das seit 1998 unter der Leitung von Chiaki Toyama für Wirbel sorgt. Im Zentrum ihrer Philosohie steht der Weg des Shingi Tai.

| Bettina Gugger | Kultur
Kokubu
«Kokubu» ist eine der grössten Trommelshows weltweit. Foto: zvg

Seit 1998 versammeln sich rund 17 Trommelspielerinnen und Trommelspieler in wechselnder Formation um Shakuhachi-Meister (Bambusflöten-Meister) Chiaki Toyama. Unter dem Namen «Kokubu» bringen sie den japanischen Trommelwirbel weltweit auf die Bühne. «KO» bedeutet Trommeln, «KU» Schreien und die chinesische Tonleiter, «BU» heisst Tanz. 

«Kokubu» ist jedoch mehr als eine Trommelshow. Das Ensemble sorgt sich auch um seinen eigenen Nachwuchs. Dabei unterrichten die Erwachsenen die Jugendlichen und die Jugendlichen die Kinder ab vier Jahren. Chiaki Toyama ist im Alter von sechs Jahren zum ersten Mal mit der Taiko, der japanischen Röhrentrommel, in Berührung gekommen; die Nachbarschaft seiner Kindheit war durchkreuzt von vielen Schreinen der Shintoˉ-Religion, wo regelmässig Festivitäten stattfanden, wie Toyama erzählt. In der japanischen Religion Shintoˉ werden die Kräfte der Natur verehrt. Sie bedeutet wörtlich «Weg der Götter». Eine Vielzahl von religiösen Kulten und Glaubensformen richtet sich an die einheimischen japanischen Gottheiten, Kami genannt. Diese sind zahlenmässig unbegrenzt und können die Form von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen haben. 

Die Taiko diente ursprünglich als Kommunikationsverbindung zu den Göttern. «So wurde beispielsweise in früheren Zeiten getrommelt, um den Regengott zu inspirieren», so Uwe Bär, der Co-Produzent und technische Leiter von «Kokubu», der selbst japanische Wurzeln hat. 

Die Stücke in der aktuellen Show «Sound of Life» knüpfen an diese Vorstellungswelt der Natur und ihrer Gottheiten an. Zu hören ist beispielsweise eine Hommage an wilde Pferde oder den Wanderfalken, der einsam seine Kreise zieht. Eine kurze Einführung verortet jeweils die Bedeutung der Stücke, die auf traditionelle Geschichten der Shintoˉ-Religion zurückgehen. Traditionell wird eine Taiko aus ­einem Baumabschnitt des Kejaki-­Baumes her-
gestellt. Bespannt wird die Trommel mit Kuhfell. Die Höhe der Töne hängt dabei von der Stärke der Bespannung des Felles ab. «Alle Klänge haben eine Seele. Damit erreichen wir die Herzen unserer Hörer», so Toyama. 

 Weg des Shingi Tai

Chiaki Toyama setzt neben dem Hochhalten der Tradition auf Würde und Respekt. Gemäss seiner Philosophie, die dem Weg des Shingi Tai folgt, sollen der Geist und der Körper in Einklang gebracht werden. Dabei hat jede Bewegung ihren Ursprung im Geist und manifestiert sich über die Technik im Körper. «Deswegen soll zuerst der Geist als Teil gefestigt werden», so Chiaki Toyama. Während der Konzerte will «Kokubu» das Shingi Tai dem Publikum zugänglich machen. 

«Bei der Auswahl der Spieler und Spielerinnen betrachte ich das technische Können», so Toyama. Aber auch die Integration in die Gruppe sei wichtig, schliesslich müssten alle miteinander auskommen. Dass seine Spielerinnen und Spieler alle unter dreissig seien, habe den einfachen Grund, dass sie körperlich sehr fit sein müssten. Während der aktuellen Tournee spielen «Kokubu» über 50 Konzerte in Deutschland – und eines in Bern. Chiaki Toyama erinnert sich an eines der ersten Konzerte 2019 in Deutschland, am Stadttheater Idar-Oberstein. «Die anfängliche Skepsis des Publikums schlug rasch in Begeisterung um»,
das sei sehr eindrücklich gewesen. 

Masamitsu Takasaki, Weltmeister im Spiel des dreisaitigen Zupfinstrumentes Tsugaru-Shamisen wird «Sound of Life» begleiten. Zu hören sind ausserdem eine Koto (eine 13-saitige Wölbbrettzither) und eine seitlich gespielte Flöte. Chiaki Toyama wird mit seiner Bambusflöte (Shakuhachi) das Ensemble mit den Taikos in vier unterschiedlichen Grössen bändigen. 

 

Kursaal Bern, Freitag, 8. März, 20.00 Uhr


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