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«Indulge in Fancy» klingt nach einem kühlen Getränk unter einem Kastanienbaum an einem Frühlingsnachmittag mit einem guten Freund. Vögel zwitschern, das Gespräch plätschert unangestrengt dahin, dazwischen bleibt Raum für Gedanken. Und ganz plötzlich zeigt sich ein dunkles Wölkchen am Himmel und eine leise Melancholie, die dem Moment eine süsse Tiefe verleiht, weht einem durchs Gemüt. «Forest» geht den Weg andersrum: Melancholische Klänge führen einen immer weiter ins Dickicht des Unbewussten, bis Licht durch die Baumkronen fällt und sich der Blick wieder weitet.
Quiet Tree sind Simon Spiess (Tenorsaxofon), Marc Méan (Flügel, Synthesizer) und Jonas Ruther (Schlagzeug). Jahrelang war Simon Spiess zusammen mit Bänz Oester und Jonas Luther mit dem Simon Spiess Trio unterwegs. Daraus entwickelte sich die neue Formation. «Jonas und ich hatten eine klare Vision, wie wir klingen wollen. Mit Marc fanden wir die perfekte Besetzung», so Spiess.
Zwei Tage vor dem ersten Lockdown gaben sie ihr erstes Konzert. Die Coronazeit nutzte das Trio, um intensiv zu proben. «Nicht das Album war das Ziel», so Spiess. «Wir wollten als Band zuerst zusammenwachsen.» Wann immer es die Umstände wieder ermöglichten, spielten sie vor Publikum.
«Wiederkehrende Arpeggios, gewisse Muster, sind immer verbunden mit einem bestimmten Gefühl, einer Erfahrung», so Simon Spiess über das Geheimnis des Narrativen in «Euphorbia», das mit seinen Klangfarben und -schichten Geschichten entwickelt, die sich wiederum ins Unendliche verästeln.
«New Spiritual Jazz» oder «Positive New Thinking» nennt Spiess den Stil von Quiet Tree augenzwinkernd, denn «Euphorbia» lässt sich nicht schubladisieren. Es ist eine Mischung aus Ambient, Jazz, Impro und Pop.
Ein besonderes Geschenk
Simon Spiess und Marc Méan beschäftigten sich während der Coronazeit, in der viele neue Kompositionen entstanden, die kein bestimmtes Konzept verfolgten, viel mit Ambient. In Videos begegneten sie immer wieder dem Kaktus als Motiv. Diese Verbindung zur Pflanzenwelt gefiel ihnen. Sie drehten ein Video im Botanischen Garten in Zürich und so war der Name des Albums geboren: «Euphorbia», auf Deutsch «Wolfsmilch», eine Pflanzengattung, zu der rund 2000 Arten gehören, die zu den Stauden oder Gehölzen zählen. Und natürlich spielt der Name mit der Euphorie, die beim Hören durch den Körper schiesst, durchbrochen von der leichten Phobie, der Furcht, die einen auf dem Gipfel des Glücks plötzlich heimsucht, die Erinnerung an die Vergänglichkeit.
Das Album nahm das Trio schliesslich 2022 im Zoo Studio in Bern live auf und schickte es danach Dan Nicholls, der daraus ein Remix-Album machte. Nicholls ist Jazzpianist und in der Welt des Electro zu Hause. «Es war wie Weihnachten, Musik rauszuschicken und etwas Neues in Empfang zu nehmen», so Simon Spiess. Auf der Tour spielt Quiet Tree die Stücke so, wie sie auf dem Album arrangiert sind. Live wird das Trio die Stücke allerdings verbinden und auf die Stimmung und Atmosphäre im Publikum eingehen.
Progr Turnhalle Bern, 21. Februar, 20.30 Uhr, Album Release.
Quiet Tree: «Euphorbia», Intakt Records, 2024. Intakt CD 414/2024, EAN: 7640120194147
Weitere Infos: simonspiess.co
bee-flat.ch